Im Test: Schlafsackrolle und Rucksack ‚Fahrtenbär‘

Im Test: Schlafsackrollen und Fahrtenbär von Der Ausrüster

Fahrtenbär samt Schlafsackrollen wurden mir netterweise von Der Ausrüster in Eschwege zum Testen überlassen. In diesem Artikel möchte ich meine Erfahrungen mit den Produkten teilen.
 
Als junger Pfadfinder bekam ich einen Affen für mein Gepäck. Das ist leider kein Schimpanse, der meine Sachen getragen hat – ich hätte ihn vermutlich Chippi genannt -, sondern ein Name für Tornister der Armeen des 18. bis 20. Jahrhunderts. Sie wurden oft mit robustem und wasserabweisendem Fell ausgedienter Kavalleriepferde bezogen. Ein Tornister auf dem Rücken sieht nicht nur so aus, als klammere sich ein Affe an den Träger, der Tragekomfort entspricht auch ungefähr diesem Bild. Umso mehr Gepäck in ihm ist, umso mehr quält der Gepäck-Primat Hüfte und Rücken.

Vom Affen zum Bären

Opa Affe hat zwar deutliche Vorteile, wenn es um effizientes Verstauen von Dingen geht, da er wie ein Koffer geöffnet werden kann, Tragesysteme moderner Toploader Rucksäcken, die von oben gepackt werden, sind aber einfach viel bequemer. Im Fahrtenbären sind die positiven Eigenschaften beider Typen verbunden:

  1. Er wird durch zwei Klappen von vorn geöffnet, was be- und entladen vereinfacht sowie Übersicht schafft.
  2. Er besitzt ein Tragesystem, samt Beckengurt und Lastenriemen, das an den Träger individuell anpassbar ist.

Daten Fahrtenbär

Fahrtenbär

Fahrtenbär

Der Bär wird aus festem, schwarzem Zeltstoff (Baumwolle) genäht und hat im Innenraum eine Lage wasserabweisendes Kunstfasergewebe. Alle Riemen und Schnallen bestehen aus Kunststoff. Der Beckengurt ist mit Baumwollstoff umnäht. Die Rückengurte sind gepolstert und können durch Lastenriemen eingestellt werden. Im Rückenteil des Bären befinden sich Stahlstreifen zur Stabilisation – er besitzt kein Innengestell.
Das Hauptfach hat 20 Liter Volumen, eine kleine Fronttasche fasst 3 Liter. Da Schlafsack, Isomatte und/oder Bekleidung in einer Schlafsackrolle verstaut werden, welche an vier Riemen um den Bären herum befestigt wird, bietet Innenraum viel Platz für andere Sachen.

Umgang mit dem Bären

Was mich ehrlich beeindruckt, ist das Tragesystem des Bären. Einmal richtig eingestellt, schmiegt er sich förmlich an den Rücken. Dass er kein steifes Innengestell besitzt, ist hier ein echter Vorteil. Dank des hervorragend geschnittenen Beckengurtes sitzt er über den Pomuskeln, weshalb sich die Hüfte deutlich freier bewegen kann, als bei den meisten Gestellrucksäcken. Selbst nach langem Wandern hatte ich keine Druckstellen. Ich bin 1,80 m groß und damit im oberen Mittelfeld der Einstellungsmöglichkeiten.
Leider sind die Lastenriemen auf der Schulter, welche den Rucksack an den Rücken heranziehen, nur zu verstellen, wenn der Bär nicht auf dem Rücken sitzt. Da sich das Gewicht im Rucksack während einer Tour verändert (weniger/mehr Nahrung, andere Gewichtsverteilung) und damit die eigene Körperhaltung, sollten die Lastenriemen auch im aufgesetzten Zustand eingestellt werden können.
Gewöhnungsbedürftig sind die Verschlüsse, da sie keine zweiteiligen Steck-Schnallen sind, wie am Beckengurt, sondern starre Schließen, durch welche die Riemen zweimalig hindurch geführt werden müssen. Sie halten die Riemen zwar sehr fest und damit den Fahrtenbären geschlossen, lassen sich jedoch nur sehr schwer nachjustieren.
Der Fahrtenbär lässt sich von vorne durch ein Klappensystem zu zwei Dritteln öffnen. Vorteile zu Toploader Rucksäcken: bessere Übersicht, schnelles Be- und Entladen, in Innenraum passt deutlich mehr Gepäck, weil Zwischenräume vermieden werden können,
Auffinden einzelner Gegenstände ist deutlich effizienter, da nicht erst anderes, was oben auf liegt, herausgeholt werden muss. Es ist wirklich beeindruckend, welche Mengen in den Fahrtenbären hineinpassen.

Fazit: Vollwertiges und durchdachtes Tragesystem. Auch bei schwerer Beladung schmiegt sich der Fahrtenbär an den Rücken. Grandioser Beckengurt, lediglich die schwergängigen Lastenriemen sollten verbessert werden. Packen: Große Frontklappe ermöglicht schnelles und einfaches Be- und Entladen, Packen ohne Zwischenräume und schafft Übersicht im Innenraum. Nicht nur etwas für Nostalgiker und Bündische Jugend, sondern ein vollwertiger Rucksack für jegliche Outdoor Aktivität.

Schlafsackrolle

Es ist extrem praktisch, Schlafsachen separat verstauen zu können. Schlafsack, Biwaksack und Isomatte müssen nicht erst aus dem Rucksack gezogen werden, um an andere Dinge heranzukommen. Wenn es regnet, sind die Schlafsachen beisammen und deshalb einfach gegen Feuchtigkeit zu schützen. Die Rolle kann bei Pausen als Sitzunterlage genutzt werden und es kann in ihr zusätzliche Kleidung verstaut werden.

Daten

zwei Größen Schlafsackrollen

zwei Größen Schlafsackrollen

Zum Test standen zwei Ausführungen. Beide sind 155 cm lang, die schwarze hat 19 cm, die bordeauxfarbene 13 cm Durchmesser. In die kleinere passen: Thermarest Isomatte 7mm stark (aufgepumpt), Schlafsack Yeti Sunriser, Biwaksack aus Baumwolle der Norwegischen Armee, Schlafsachen (Shirt, Mütze, lange Unterhose, Socken).
In der Schwarzen sind eine dicke Wolldecke der italienischen Armee und eine weitere Wolldecke verstaut, die beide sehr voluminös sind.
Strapazierfähig, da aus festem Baumwollzeltstoff gefertigt und robust verarbeitet. Wenn doch mal ein Dorn ein Loch hineinreißt, kann mit Nadel und Faden einfach selbst geflickt werden. Es werden hochwertige Reißverschlüsse eingesetzt.

 

Packen und Entpacken

Beim Packen und Stopfen der Rolle sollte immer ein Knie in der Mitte der offenen Rolle aufliegen, damit sie nicht wegrutscht und ein Schlafsack fest in die Rolle gestopft werden kann. Zum Entpacken wäre am Boden der Rollen eine Schlaufe hilfreich, an der die Schlafsackrolle festgehalten werden kann, während die Dinge herausgeholt werden. Isomatten können recht fest in der Rolle sitzen, was dann ein wenig dauert, sie von der Schlafsackrolle zu befreien.

Nur was für den Fahrtenbär?

Schlafsackrolle an Toplader Rucksack

Schlafsackrolle an Toploader Rucksack

Was begeistert ist, dass diese Rollen ebenso gut mit Toploadern benutzt werden können. Es werden lediglich Riemen an den Seiten des Rucksacks benötigt, um die Rolle beim Gehen am Hin- und Herschwingen zu hindern. Auf diese Weise wird Packvolumen im Innenraum gespart und die Schlafsachen sind fest in der Rolle verstaut.

 

Autor: K. de Graaf

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